Direkt übers Auge ins Hirn

Die Fotos von Wolfgang Burat sind nicht von selbst entstanden, sie verdanken sich einer Absicht – aber welcher? Offenbar will er uns etwas mitteilen – aber was?

In jedem Fall: verweist das Hergestelltsein seiner Fotos auf eine Mitteilungsabsicht. Mag sein, er sieht mehr in seine Fotos hinein, als andere herauslesen können: „Seht her, dieses Bild verkörpert die Sehnsucht in ihrer reinsten Form!“ Vielleicht ist es genau umgekehrt. Aber das gilt ja für jede Kommunikation.

Allerdings sind seine Bilder nicht auf ein angemessenes Verständnis aus, im Sinne von: Ja, finde ich auch/Nein, finde ich nicht. Natürlich kann man über sie sprechen, können wir ein Foto für gelungen oder mißlungen erklären und damit in die Gabelung laufen, mit dieser Mitteilung akzeptiert oder abgelehnt zu werden. Und genau das geschieht, pausenlos. Aber das ist nur Kommunikation über das Foto, nicht Kommunikation durch das Foto. Die Beobachtungsleistungen, die es uns abverlangt, sind diffus genug, die Bifurkation des ‘ja’ oder ‘nein’ gerade zu umgehen. Wir sehen, was wir sehen. Im Falle dieses Blogeintrags: zum Beispiel den starrenden Wolfgang Burat selbst.

Besser und kürzer hat das Clara Drechsler, die größte deutsche Popautorin, in einem Aufsatz zu Ehren Burats formuliert: „Einen Text muß man lesen, d.h. man muß bereits denken, um die Information überhaupt zu erhalten. Das Foto dagegen starrt einen an oder läßt tief blicken, in jedem Fall stürzt es sich direkt übers Auge ins Hirn.“

Wolfgang Burat -“No Tears.Photos 1980-1990”

Tanja Pol Galerie, 10.21.2011-12.23.2011

http://www.tanjapol.com/exhibitions/40/no_tears_photos_1980_1990