Grundsätzlich geht es bei einem Programm um nichts anderes als um Formen der Kopplung von Elementen. Man postuliert eine Möglichkeit, zu unterscheiden – Hiphouse von Indie, Indie von Hard Rock, Disco von Soul.
Die Songs werden nach historischen und/oder sachlichen Formmerkmalen geordnet. Die Kombination von durchgängig gerader Bassdrum und gerappten Rhymes markiert dann das Programm des Hiphouse, das Kürzel für »Music After the Sex Pistols Played By Creative On The Edge Musicians With Lots Of Nice Guitars That Sound A Bit Like The Byrds, Velvet Underground and the MC5« lautet: Indie.
Es geht um die Beobachtung von Unterschieden, auch wenn nie ganz klar ist, auf welchen Unterscheidungen diese Unterschiede basieren. Programme sind analoger Natur, hier gibt es nur ein mehr oder weniger, verschmieren die Grenzen: House ist perkussiver und rhythmusorientierter als Garage, beim Garage ist der Soulanteil gravierender. Der Deep House Sound aus New Jersey wiederum ist roh und Bass-orientiert, mit Höhen und einem sehr dubbigen Grundgefühl, Chicago elektronischer; die Verwendung der geraden Kickdrum in Verbindung mit funkigen Basslines verbindet beide Stile. Mitunter lässt sich die Zuordnung also durch den Rückgriff auf bestimmte Instrumente, bestimmte Sounds, eine bestimmte Produktionsweise erreichen: House und Acid House erkennt man dann an der Piano-Prägung oder den blubbernden Klängen des Basscomputers Roland TB 303. Aber ein Piano und ein Roland TB 303 allein machen noch keinen House-Track,
Banjos und Kazoos noch keinen Folk-Song.
Mit Stephan Fuchs könnte man formulieren: A style or genre ›cooks‹ the evolution of music to some degree, and in this cooking renders it explicit and digestible, placing it into a certain position in regard to other styles. This positioning domesticates music into a genre.
Doch was hier gekocht wird, sind nicht nur musikalische oder stilistische Aspekte. Schon beim Rock’n’Roll handelte es sich nicht allein um »a musical form of a strict sort« (Lester Bangs). Ein Programm führt immer auch semantische Komponenten mit sich: »›Rock‹ is not just a matter of musical definition. It refers also to an audience (young, white), to a form of production (commercial), to an artistic ideology (rock has a creative integrity that ›pop‹ lacks).« Für Colin Larkin ist Independent »an attitude with a sound, it does not mean it has to be released on Cream pie Nosebag records with a limited pressing of 47.« Mayo Thompson schließt an diese Bestimmung an und begreift Indie-Musik als eine ästhetische Gattung, »die eigentlich durch eine moralische Idee klassifiziert wird«. In den Worten John Nivens: »Die Indie-Kids leben in dem Glauben, sie würden so etwas wie eine beschissene Fackel weitergeben.«
Der Programmbegriff wird also nicht nur auf Sachunterschiede bezogen, sondern auch in der Sozial- und Zeitdimension verankert, und dient so dem Erkennen bestimmter Subkulturen.